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Genetik - ein absolutes spannendes und interessantes Gebiet der Hundezucht, besonders was die Farbvererbung beim Australian Shepherd betrifft. Doch zugleich ist dies auch ein äußerst komplexes und kompliziertes Thema, das ich an dieser Stelle nur leicht ankratzen kann, weil es einfach zu umfangreich ist. Wer sich näher dafür interessiert, kann in den Büchern von Ilse Pelz und Ulrich Börner (siehe Bücherliste) sowie im Internet (siehe Linkliste) noch genauer nachlesen. Themen, die hier behandelt werden: Allgemeine Erklärungen vorab:
I ) Vererbung der Merle-Zeichnung: Bei der Merle-Färbung ist ein alleles Gen-Paar an der Vererbung beteiligt, bei dem die Dominanz unvollständig ist und das aus dem “Merle-Gen” M sowie dem “Einfarbigkeits-Gen” m besteht:
Ein korrekt gezeichneter merle-farbener Aussie ist also ein mischerbiger (heterozygoter) Merle: Mm Reinerbige (homozygote) Merles (MM) werden auch Double Merles genannt und sind an ihrem äußeren Erscheinungsbild zu erkennen: Sie leiden unter dem sog. Merle-Syndrom (nachzulesen im Aussie-Lexikon) und sind komplett oder überwiegend weiß und weisen fehlende Pigmentierungen auf. Diese äußeren Merkmale können mit schweren Gen-Defekten wie Taubheit, Blindheit oder Reproduktionsstörungen einher gehen. “normale” Verpaarung: Mm (merle) x mm (solid) D.h. bei einer Verpaarung eines Merles mit einem Solid sind erwartungsgemäß etwa die Hälfte der Welpen Merles und die andere Hälfte solid-farben. Bei Verpaarung zweier solid-farbener Hunde (mm) sind alle Nachkommen ebenfalls solid-farben, d.h. es treten keine Merle-Zeichnungen bei den Nachkommen auf! Merle/merle Verpaarung: Mm (merle) x Mm (merle) D.h. bei einer Verpaarung zweier Merles sind etwa 50 % der Nachkommen heterozygot (mischerbig) merle-farbenen und 25% solid-farben. Nur diese 75% sind zuchttauglich, die restlichen ca. 25 % der Nachkommen einer Merle/merle Verpaarung sind homozygote (reinerbige) Merles, die von genetischen Defekten wie Taubheit, Blindheit und/oder Reproduktionsstörungen betroffen sein können. Aus diesem Grund sind wegen der zu erwartenden 25 % homozygoten Nachkommen solche Merle/merle-Verpaarungen in Deutschland tierschutzrechtlich verboten. D.h. ein Blue merle oder Red merle darf nur mit einem Schwarz oder Rot solid farbenen Partner angepaart werden.
II) Rot-Faktor: Verantwortlich für die Vererbung der Rot-Färbung ist das B-Gen-Paar (“Braun-Gen”), wobei die Grundfarbe schwarz dominant ist gegenüber der Rot-Färbung. Grundfarbe schwarz = solid black oder blue merle Die rote Grundfarbe kann jedoch rezessiv weitervererbt werden, das nennt man den Rot-Faktor. Rot-faktorierte (red factored) Hunde, auch Rot-Träger genannt, sind äußerlich nicht zu erkennen und tragen die Grundfarbe schwarz.
Verpaarung: BB (schwarz) x bb (rot) D.h. bei einer solchen Verpaarung haben alle Nachkommen die Grundfarbe schwarz, d.h. sind solid black oder blue merle. Da sie rot-faktoriert sind, können sie aber die Rot-Färbung an folgende Generationen weiter vererben. Verpaarung: Bb (schwarz mit Rot-Faktor) x bb (rot) D.h. bei dieser Verpaarung hat etwa die Hälfte des Wurfs die Grundfarbe schwarz, die andere Hälfte die Grundfarbe rot, wobei die schwarzen Nachkommen alle den Rot-Faktor tragen und somit die Rot-Färbung an die nächste Generation weitergeben können. Verpaarung: Bb (schwarz, mit Rot-Faktor) x Bb (schwarz, mit Rot-Faktor) D.h. werden zwei schwarze aber rot-faktorierte Aussies miteinander verpaart, sind 75 % der Nachkommen schwarz-farben und 25 % rot-farben, wobei zwei Drittel der schwarzen Nachkommen wiederum den roten Faktor tragen.
III) Tri- und Bicolor: Ebenso wie der rote Faktor werden auch kupferfarbene und weiße Abzeichen rezessiv vererbt. Das wiederum bedeudet, dass ein Australian Shepherd zwar phänotypisch bicolor (zweifarbig) aber dennoch Kupfer- oder Weißträger sein kann und dies also an seine Nachkommen weitergeben kann. Die Farbbezeichnungen: schwarz/rot ohne Abzeichen = solid black/red blue/red merle ohne Abzeichen = solid blue/red merle
1. Kupferfarbene Abzeichen Für die kupferfarbenen Abzeichen ist die A-Serie verantwortlich:
Verpaarung: AA (ohne kupferfarbene Abzeichen) x atat (mit kupferfarbenen Abzeichen) D.h. werden beispielsweise ein bicolor Aussie und ein tricolor Aussie miteinander verpaart, und die daraus entstandenen Nachkommen sind alle bicolor, so weiß man, dass das Bicolor-Elternteil kein Kupfer-Träger ist, sondern reinerbig für fehlende kupferfarbene Abzeichen. Verpaarung: Aat (ohne kupferf. Abz., aber Kupfer-Träger) x atat (mit kupferfarbenen Abzeichen) Verpaart man einen bicolor Aussie mit einem tricolor Aussie und erhält daraus sowohl bicolor als auch tricolor Nachkommen, so muss das Bicolor-Elternteil Kupfer-Träger sein, um dieses Merkmal an seine Nachkommen weitergeben zu können. Verpaarung: Aat (ohne kupferf. Abz., aber Kupfer-Träger) x Aat (ohne kupferf. Abz., aber Kupfer-Träger) Werden zwei Aussies verpaart, die selbst keine kupferfarbenen Abzeichen haben, aber Träger für Kupfer sind, so haben 3/4 aller daraus entstehenden Nachkommen keine kupferfarbenen Abzeichen, einige sind aber Kupfer-Träger. 1/4 des Wurfs wird erwartungsgemäß kupferfarbene Abzeichen tragen.
2. Weiß-Vererbung Weiß beim Aussie tritt entweder bei Merle-x-Merle-Verpaarungen auf (siehe dort: reinerbige Merles) oder wird durch die Gene der S-Serie vererbt. Die Vererbung der weißen Fellfarbe über die S-Serie ist jedoch etwas komplizierter, da es sich hierbei um einen unvollständig dominanten Erbgang handelt, d.h. in einem Gen-Paar können verschiedene Gene koexistieren, ohne einander auszuschließen. Bekannt sind bislang 4 Allele, die in verschiedensten Kombinationen gepaart werden können, doch man geht davon aus, dass es durchaus noch weitere Gene geben könnten. Daher liste ich hier nicht alle verschiedenen Gen-Kombinationen auf, sondern nur die einzelnen Gene, die - wie gesagt- beliebig miteinander gepaart sein können:
Aussies sollten die folgenden Gen-Paare besitzen: SS = einfarbig ohne weiße Abzeichen Die beiden folgenden Gene sind beim Aussie unerwünscht und zuchtausschließende Fehler:
Rein vom Phänotyp zu schließen, welcher Genotyp exakt vorliegt, ist nicht sicher möglich, da es durchaus sein kann, dass ein Aussie Gene für mehr Weiß trägt, als sichtbar ist, was man dann “white-factored” nennt. Weiterhin wird die Bestimmung des Genotyps schwierig durch unvollständige Dominanz und die “Minus Modifikatoren”, die bewirken, dass Pigment entfernt wird. * So kann z.B. ein Aussie, der die Gene SS trägt, durch Minus Modifikatoren trotzdem weiße Zehen haben. Zu viel Weiß beim Aussie: Wenn Aussies zu viel Weiß haben, kann dieses Erscheinungsbild die unterschiedlichsten Ursachen haben: * Minus Modifikatoren können bei einem Aussie mit dem Gen-Paar sisi eine Erweiterung der weißen Abzeichen * Aussies, die das “Pattern White” Gen sp tragen, haben meist unregelmäßige weiße Flecken am Körper * Bei “Extreme Pattern White” (sw) ist der Hund überwiegend weiß, oftmals sind nur noch Ohren und Rutenansatz * sisp könnte bewirken, dass ein Aussie sowohl die typischen, korrekten weißen Abzeichen wie Blesse & Kragen * Das äußere Erscheinungsbild von sisw könnte ein Aussie sein, der das korrekte “Irish Spotting” in extremer
IV) Farbvererbung allgemein: Merle-Zeichnung, Rot-Faktor und Abzeichen sind nur 3 von insgesamt 10 an der Farbvererbung beteiligten Gene beim Hund. Um zu verdeutlichen, wie kompliziert und interessant die Genetik der Farbvererbung wirklich ist und woher die große Farbvielfalt beim Australian Shepherd kommt, möchte ich versuchen, die kompletten Farb-Gene am Beispiel meiner beiden Blue merle Mädels Angel & Finn zu verdeutlichen: 1.) Angel und Finn tragen beide die typischen “Shepherd Spots” und kupferfarbene Abzeichen: 2.) Beide sind blue merle, haben also die Grundfarbe schwarz. Weder bei Angel noch bei Finn ist anzunehmen, dass sie rot-faktoriert sind: 3.) Sowohl Angel als auch Finn sind heterozygote (mischerbige) Merles: 4.) Angel und Finn tragen minimale korrekte weiße Abzeichen an Läufen, Kopf, Brust, Bauch oder Hals: 5.) Des Weiteren tragen sie folgende Gene, die allerdings für den Phänotyp des Australian Shepherds nicht von so großer Bedeutung sind wie die vorangegangenen: D D E E g g P P t t Angel’s und Finn’s komplette Erbformel für die Farbvererbung wäre somit: >> atat BB Mm sisi CC DD EE gg PP tt <<
Um das ganze noch etwas weiter zu spinnen ... Folgendes wäre die mögliche Erbformel für einen rot-faktorierten black bi farbenen Aussie mit sehr schwachen kupferfarbenen und keinen weißen Abzeichen: >> atat Bb mm SS Ccch DD EE gg PP tt << Und die Erbformel für einen red merle mit weißen aber ohne kupferfarbene Abzeichen könnte so aussehen: >> Aat bb Mm sisi CC DD EE gg PP tt << Interessant, oder !?
V) Test - Anpaarungen: Nachfolgend spielen wir mal zwei möglichen Farbkombinationen eines Wurfs durch, und zwar aus einer hypothetischen Test-Anpaarung eines Red Bi (solid red mit weißen Abzeichen) mit einem Blue merle (blue merle mit weißen und kupferfarbenen Abzeichen). 1. Möglichkeit:
Aat bb mm sisi X atat Bb Mm sisi In diesem Fall wäre der Red Bi Kupfer-Träger, der Blue Merle rot-faktoriert. In einem solchen Wurf wären folgende 8 Farbkombinationen bei den Welpen möglich: red w: Aat bb mm sisi (rot mit weißen Abzeichen) 2. Möglichkeit:
AA bb mm sisi X atat BB Mm sisi Hier wäre trotz des gleichen Phönotyps der Red Bi kein Kupfer-Träger und der Blue Merle nicht rot-faktoriert. In einem solchen Wurf wären nur folgende 2 Farbkombinationen bei den Welpen möglich: black w: Aat Bb mm sisi (schwarz mit weißen Abzeichen) Bei diesen Test-Anpaarungen sehen also die Eltern beide Male völlig gleich aus, nur im Genotyp (in den Erbformeln) gibt es kleine Unterschiede. Neben diesen zwei Möglichkeiten wären noch zwei weitere Kombinationen von Erbformeln beim gleichen Phänotyp möglich, doch das würde hier zu weit führen. Anhand dieses Beispiels wollte ich verdeutlichen, dass obwohl der Phänotyp in beiden Fällen gleich ist, die Erbformel und somit das Farbergebnis des Wurfs doch sehr unterschiedlich ausfallen können. Alle Klarheiten beseitigt? Ich hoffe, ich konnte einen kleinen, möglichst verständlichen Einblick gewähren in das überaus spannende Thema der Farbvererbung beim Aussie und vielleicht etwas Neugier wecken zum Weiterlesen. Verfasser: Susanne Meyer, CLAN EDORAS Australian Shepherds
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© 2011 copyright Susanne Meyer, CLAN EDORAS Australian Shepherds
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